Shop-Floor-Management
von Albert Hurtz, Martina Stolz
„Träger eines effektiven Shop-Floor-Managements ist der Shop-Floor-Manager. Er ist das neue Bindeglied zwischen dem Shop-Floor (der Produktionshalle) und den weiteren Führungsebenen, indem er Veränderungen und Verbesserungen mit den Mitarbeitern umsetzt, Ziele systematisch vorantreibt und Informationen weitergibt. Er füllt die Prinzipien des Shop-Floor-Managements mit Leben und setzt sie vor Ort bei der Mitarbeiterführung um.“
So formulieren die Autoren die Arbeitsplatzbeschreibung eines Shop-Floor-Managers in ihrem 280 Seiten starken Buch. Beim Durchlesen der gut strukturierten und logisch aufgebauten 17 Kapitel stolpert der Leser immer wieder über den Mantra ähnlich verwendeten Begriff – und die Diktion erinnert an eines der vielen amerikanischen Managementbücher.
Doch was soll er uns sagen? Welche Erneuerung steckt dahinter?
Auf den ersten Seiten wird er mit der Funktion des Meisters in Produktionsunternehmen verglichen. Dort, wo es die Meister-Ebene in der betrieblichen Hierarchie gibt, bedarf es vielleicht nur einer veränderten Haltung oder diverser Trainings, um diesen Turn-Around in der Mitarbeiterführung zu bewerkstelligen. Braucht es dafür diesen neuen Begriff?
Ein Blick zurück in die Geschichte des US Amerikanischen Unternehmens GE – General Electric – macht deutlich, dass Jack Welsh, der ehemalige CEO, schon in den 80er Jahren diese Ideen verfolgte und umsetzte. Er nannte es „Work-Out-Programm“, das den Arbeitern ermöglichte, Verbesserungsvorschläge zu machen und aktiv an der Steuerung und Steigerung der Produktivität teilzunehmen, was einen enormen Motivationsschub bedeutete.
Was aber geht im vorliegenden Buch über den Welshen Ansatz hinaus?
Die Autoren beschreiben 3 Vorteile ihres Ansatzes:
– Kontinuierliche Verbesserung der Prozesse und Abläufe
– Höhere Mitarbeiterzufriedenheit durch Wertschätzung und Anerkennung
– Erhöhte Kundenzufriedenheit durch stabilere Prozesse im Qualitätsmanagement
Am besten umzusetzen ist dies innerhalb einer Matrixorganisation und durch „Führen vor Ort“ in kleinen, effektiven Teams, die vom Shop-Floor-Manager als Primus inter Pares von innen geführt werden.
Und hier stößt der Shop-Floor-Manager auf seinen ersten Rollenkonflikt, denn er ist Teammitglied und Führungskraft zugleich. Desweiteren wird er gesehen als Konfliktlöser, Weiterbildner, Stress-Manager und Change-Agent. Jeder weiteren Rolle wird ein Buchkapitel gewidmet, das ebenso ein Leitfaden für ein spezifisches Trainingskonzept sein könnte.
Im Teil D über das Verbesserungsmanagement geht es um die Entwicklung einer wertschätzenden Vertrauenskultur als wesentlichen Bestandteil der Unternehmensphilosophie. Wie sehr diese mit Leben gefüllt werden kann, hängt allerdings von allen Beteiligten ab und bedarf eines geduldigen Aufbaus.
Auf weiteren Ebenen wird der Shop-Floor-Manager als Motor systematischer Problemlösungsprozesse gesehen, der eine effektive Meetingkultur durch das Shop-Floor-Board in der Produktionshalle einführt und die Tools der Prozessfluss- und Verschwendungsanalyse beherrscht. Zudem versteht er es – als Kommunikationsgenie – Fehler als Chance zum Lernen zu begreifen und seinen Mitarbeitern die Angst vor Experimenten zu nehmen.
Deutlich wird nach der Lektüre aller 17 Kapitel, dass der Shop-Floor-Manager ein ganz besonderer Mensch sein muss, ausgestattet mit den vortrefflichsten Soft-Skills und immer bereit und in der Lage, allen Herausforderungen mit großer Gelassenheit zu begegnen. So einen Mitarbeiter habe ich in 35 Jahren Berufsjahren noch nicht getroffen. Sei’s drum.
Die Autoren entwerfen und beschreiben einen konzeptionellen Ansatz, den sie in einigen Unternehmen offenbar recht erfolgreich umgesetzt haben. Zwar werden kurze Beispiele angeführt, leider kommen aber keine Betroffenen zu Wort.
Ein Kapitel über die Herausforderungen bei der Umsetzung wäre hilfreich gewesen.
Dafür ist das Buch im Aufbau recht überschaubar und lesbar gestaltet. Zu Beginn eines jeden Kapitels wird ein Ausblick geliefert, am Ende die Kernbotschaften als Fazit festgehalten und Wesentliches in Merksätzen pointiert.
Ganz erfrischend taucht an diversen Stellen ein virtueller Leser auf, der dem Autorenteam Zwischenfragen stellt und eine kleine Diskussion anzettelt. Sehr charmant und unterhaltsam!
Durch Schaubilder und Tabellen vermittelt das Buch immer wieder kleine Trainingsansätze, die sich für jede Führungskraft eignen, welche sich mit wertschätzender Kommunikation, situativem Führungsstil, Teamentwicklung und Konfliktlösungskompetenzen im Berufsalltag auseinandersetzt.
Eine hilfreiche Lektüre nicht nur für den Shop-Floor-Manager.
Hans-Josef Hinken
Shop-Floor-Management
Wirksam führen vor Ort
von Albert Hurtz, Martina Stolz
1. Auflage (2013)
280 Seiten
ISBN-13: 9783869802091, Preis 34,80 €